Angela Buddecke im Gespräch mit Bettina Flossmann

Bettina Flossmann ist Rednerin, Autorin und Kongressveranstalterin des Online-Kongresses "Krebs & Bewusstsein (Cancer & Co)". Sie versteht sich überdies als "Mutmacherin, Weltenwandlerin und Krebsbegleiterin", die in ihren Interviews auf YouTube, den "Healing Talks", bereits mit vielen Menschen über ihre individuellen Heilungswege sprechen konnte. Eine davon war in der letzten Woche die Autorin Angela Buddecke. Sie veröffentlichte im Erzählverlag ihren autobiografisch gefärbten Roman "Niemand liebt mein Leben so wie ich", worin die Schauspielerin und Musik-Kabarettistin aus Potsdam anhand der Protagonistin Emilie Bundschuh auch über die eigene "akute myeloische Leukämie" und ihren Weg zur vollständigen Gesundung schrieb.

Screenshot: Peter Amsler

Zu Beginn ein Kompliment an die Autorin: "Ich habe den Roman verschlungen und habe so viel gelacht, auch sind mir Tränen heruntergelaufen, ich war so berührt", sagt Bettina Flossmann in der Eröffnung des rund 50-minütigen Gesprächs mit ihrem Gast Angela Buddecke – und lädt sie mit diesen Eingangsworten ein, ihre Geschichte zu erzählen:

 

"Ich war vollkommen fit und im Saft", beginnt die Schauspielerin, die im Laufe ihrer Theaterkarriere an verschiedenen renommierten Bühnen tätig war. "Im Laufe des Herbstes 2017 bin ich dann aber auf eine ganz seltsame Art und Weise abgekippt. Das mündete in der ärztlichen Mitteilung: 'Ja, Sie haben Leukämie!'. Merkwürdigerweise hat mich das gar nicht aus den Puschen geworfen, sondern mich unmittelbar hinein katapultiert in eine Präsenz, die ich vorher ansatzweise schon gespürt hatte, – und zwar jedes Mal dann, wenn ich auf eine Bühne gegangen bin."

"Auf der Bühne zu sein, ist ja auch eine ultimative Verabredung mit dem Jetzt."

"Plötzlich wusste ich, es geht auf eine sehr spezielle Art und Weise um die Wurst, wobei dieses 'um die Wurst gehen' für mich breiter gefasst war als die Möglichkeit zu sterben. Die habe ich natürlich auch ins Kalkül gezogen, aber es ging um viel mehr! Ich habe instinktiv begriffen, dass es um einen umfassenden Transformationsprozess ging, insbesondere den meiner Ursprungsfamilie, und das empfand ich als gnadenreiches Geschenk. Auf einmal", sagt Angela Buddecke im Gespräch weiter, "blätterte sich ein Buchkapitel auf, bei dem ich dachte: 'Oh, das könnte so etwas wie deine Meisterprüfung werden."

 

Sie unterzog sich einer schulmedizinischen Behandlung, "die auch nötig war, denn es stand am Anfang wirklich spitz auf Knopf ", so Buddecke. "Aber dann gab es einen Punkt, an dem mein gesamtes System verstanden hatte: bis hierhin und nicht weiter! Da war etwas klüger in mir, als ich selber bin, und das wollte nicht mehr mit Schwermetallen und fremden Stammzellen zugeballert werden. Da habe ich das auf meine Kappe genommen und selbst die Verantwortung übernommen. – Und hier sitze ich mit einem neuen Gefühl für die Dimension von Glück und Dankbarkeit, erfreue mich allerbester Gesundheit und fühle mich so vital wie noch nie in meinem Leben – und ich habe schon etliche Jahrzehnte gelebt." Sie wünsche sich, dass noch weitere Jahrzehnte "mit viel Lebenslust" hinzukommen, ergänzt sie noch. "Vielleicht auch deshalb, weil ich etwas über diese Lebenslust zu erzählen habe – und auch über Intuition und Eigenverantwortung."

 

Lebenserfahrung, eine unkonventionelle Sicht auf die Welt und die Liebe zum Leben, zu ihrem Leben, so beschreibt Angela Buddecke die Quellen, aus denen sich ihr Umgang mit der Diagnose Leukämie speisten. "Ein wesentlicher Faktor war natürlich auch das, was ich schon erwähnt hatte, dass ich lange Zeit auf der Bühne war, erst als ganz normale Schauspielerin. Dann fing ich an, Kabarett zu machen, meine eigenen Songs mit philosophischen und satirischen Texten zu schreiben, die sich immer mit den Nahtstellen des Lebens befasst haben, mit Geburt und Tod und was dazwischen ist."

 

Die Rolle des Humors

Die Stärke der Ich-Erzählerin ist ihr Humor, der sie befähigt, in der Tragik den Aberwitz freizulegen und ihre Gabe, in den Zumutungen des Lebens auch das Erhellende zu entdecken. Sprachwitz, die Lust am Fabulieren und das Nachdenken über Begriffe, wie es auch in Emilie Bundschuhs Liste seltener Wörter zum Ausdruck kommt, zeichnen die Sprache Angela Buddeckes Romans aus. In dem Gespräch mit Bettina Flossmann sagt sie: "Humor ist für mich die Fähigkeit, von sich selbst abziehen zu können, also mit sich selbst, seinem Leiden, seinen Nöten, seinen Freuden nicht so überidentifiziert zu sein. Bei Lichte betrachtet sind die meisten Sachen wirklich rasend komisch, auch wenn sie nach herkömmlicher Sichtweise verzweifelt sein mögen."

 

Nachdem sie während der vielen Wochen strenger Isolation im Krankenhaus die Risiken einer Stammzellentransplantation abgewogen und sich schließlich dagegen entschieden hatte, meinten die Ärzte, sie sitze auf einem Pulverfass. "Und doch wusste etwas in mir: Draußen ist Sommer, geh' du mal in die Natur, geh' schwimmen, geh' wandern und Klavier spielen, iss, was du gerne möchtest, sei lustvoll am Leben dran – und dann schauen wir mal weiter." Sie holte eine medizinische Zweitmeinung ein und, so sagt sie, "vier Wochen später haben die mir dann gesagt, es ist gar nichts mehr im Blut nachweisbar."

 

Um auch seelisch in der Balance zu bleiben, hatte sich ein Team von Menschen um sie herum gefunden: Familie, Freunde, Fachleute. So wandte sie sich an eine Naturheilkundeärztin, machte Shiatsu und nutzte die Mittel der Homöopathie, sagt sie in dem Gespräch. "Schon immer hat jede 'Stunde Null' Menschen in einem Zustand gebracht, sehr kreativ und demütig zu sein, und in diesem Zustand war ich, bin ich auch noch heute und gedenke, mit Gottes Hilfe so gut es geht zu bleiben", sagt sie. 

Literarische Aufarbeitung

Ein handfestes Ergebnis ihrer Kreativität ist die literarische Aufarbeitung des Erlebten. Ihr Roman "Niemand liebt mein Leben so wie ich" entstand innerhalb eines Jahres und wurde im Februar 2023 im Erzählverlag veröffentlicht. Der Autorin ist es bei ihren Lesungen wichtig zu betonen, dass es sich nicht um eine Krankheitsgeschichte handelt. In ihren eigenen Worten: "Der autobiografische Roman ist ein Ermutigungsbuch für Menschen, die sich in einer ähnlichen Situation wie die Protagonistin befinden oder sich davor fürchten, vielleicht jäh mit etwas Ähnlichem konfrontiert zu werden. Die Erzählung einer wundersamen Heilung macht der Leserschaft das federleichte Angebot, für eine Weile in eine Geschichte einzutauchen, die bei aller Dramatik vor allem von der unbedingten Liebe zum Leben handelt."

 

Angela Buddecke wird während des Literaturfestivals im baden-württembergischen Weinheim aus ihrem Roman lesen, und das an einem ungewöhnlichen Ort. Die literarische Fahrt mit einer historischen Straßenbahn von Weinheim nach Heidelberg und zurück findet am Donnerstag, 5. Oktober 2023, 19.00 Uhr statt. Weitere Informationen hier. Das vollständige Interview mit Bettina Flossmann sehen Sie hier:

Dieses und viele weitere Gespräche mit interessanten Gesprächspartnerinnen und -partnern, die inspirieren und Mut machen, können Sie auch direkt auf der Seite von Bettina Flossmann sehen: Healing Talks * Bewusstseinsentwicklung & Heilsein


Ihr Roman ist "eine Hommage an das Leben", schreibt die Kritik.  Angela Buddecke legt einen von wahren Begebenheiten inspirierten Roman über eine Frau vor, die unsterblich verliebt ist ins Leben. Und in einen, der sich für kleine und große Wunder interessiert

 

Angela Buddecke

Niemand liebt mein Leben so wie ich

352 Seiten, Klappenbroschur

ISBN 978-3-947831-93-7

16 €