Zehlendorf statt Leipzig

Eigentlich sollte an diesem Mittwochabend die Leipziger Buchmesse feierlich eröffnet werden. Über 2.500 Aussteller aus der ganzen Welt wollten sich vom 12. bis zum 15. März rund 250.000 Besucherinnen und Besuchern präsentieren. Das Lesefestival Leipzig liest sollte die Messe zu einem großen Lesefest machen, bei dem vor allem kleine, unabhängige Verlage ihre Bücher sichtbar machen wollten. Gerade sie sind auf diese Branchenleitmesse im Frühjahr angewiesen, um trotz des stark konzentrierten Buchmarkts einen Beitrag zur kulturellen Vielfalt leisten zu können.  

 

Nun ist es anders gekommen und die Messe wurde wie so viele andere Großveranstaltungen in diesen Tagen abgesagt. Doch mit ideenreichen Aktionen stellten vor allem die kleinen, unabhängigen Verlage und unter dem Hashtag #BuchmessevorOrt Ersatzprogramme auf die Beine. Auch der Erzählverlag aus Zehlendorf ficht die enttäuschende Messeabsage nicht an, seine Neuerscheinungen dennoch vorzustellen.

 

Am kommenden Samstag, den 14. März 2020, lädt er zu einer eigenen Hausmesse ein.

 

Die Freunde des freien, mündlichen Erzählens erwartet ein vielfältiges Programm mit Bilderbuchkino, Lesungen, Erzählkunst sowie einer offenen Erzählbühne.

 

Gleich um 10:00 Uhr wird die Zehlendorferin Male Springborn ("Luftikus und die Frühlingsbrise") mit einem Bilderbuchkino ihren Luftikus hoch fliegen lassen. Male Springborn besucht derzeit die elfte Klasse der Freien Waldorfschule in Kleinmachnow und malte und textete ihren Luftikus als Achtklass-Arbeit. Ihr Bilderbuchkino eignet sich für Kinder ab vier Jahre.

 

Um 12:00 Uhr wird aus dem zweiten Band der Tonka-Reihe des ebenfalls ins Zehlendorf ansässigen Autoren Uwe Münkemüller vorgelesen und anschließend das dazu passende Lehrerbegleitmaterial vorgestellt. Uwe Münkermüllers einfühlsam erzählte Geschichte um die Suche nach Herkunft und Identität zwischen Nordamerika und Europa bietet nicht nur eine erste literarische Lektüre, sondern auch viel Stoff für den Deutsch-Unterricht. 

 

Um 14:00 Uhr wird die Zossener Erzählerin Kati Pfau Alt-Berliner Sagen frei und mündlich zum Besten geben. Im Mittelpunkt steht ihr im Erzählverlag erschienenes Buch "Nebel über Müggelsee". Mit Kati Pfau veranstaltet der Erzählverlag zudem regelmäßig Workshops, um Interessierte in das freie, mündliche Erzählen einzuführen.

 

Um 16:00 Uhr ist die Berliner Muslima Feride Funda G.-Gencaslan zu Gast. Sie ist Vorsitzende des Sufi-Vereins "Der wahre Mensch" und Verleger Peter Amsler hatte mit ihr ein leitfragengestütztes, biografisches Interview über ihre Religiosität geführt. Frau Gencaslan ist eine von neun Protagonisten eines noch in diesem Jahr erscheinenden Buches mit dem Titel "Neun Leben".

 

Ab 18.00 Uhr gibt es Erzählkunst vom Feinsten: Micaela Sauber, Dirk Nowakowski, Britta C. Wilmsmeier erzählen aus dem Band »Im Auge des Sturms. Schlüsselgeschichten von Erzähler ohne Grenzen«. Es sind Geschichten für Menschen in Krisensituationen

 

Anhand zweier Fragen - "Was bekommt die Welt durch mich?" und "Wonach steht mir der Sinn?" - bekommt zwischendurch jeder und jede die Gelegenheit, selbst frei zu erzählen - ohne unterbrochen zu werden, ohne kritisiert zu werden und in einer wohlwollenden Atmosphäre. Ach ja: Und Tee aus dem Samowar, einen Büchertisch und gute Gespräche wird es auch geben. Der Eintritt ist übrigens frei.

 

Die Hausmesse des Erzählverlags findet am Samstag, den 14. März 2020, von 10:00 Uhr bis 18:00 Uhr in der Reiherbeize 26, 14169 Berlin (U 3 Onkel-Toms-Hütte, Bus 118 Am Fischtal) statt.