Erzählkunst und Erzählkultur bei der Leipziger Buchmesse

Der Erzählverlag, der Verlag für das freie Erzählen aus Berlin, beteiligt sich mit Lesungen, Erzählungen und einer Gesprächsrunde an der Frühjahrsbuchmesse in Leipzig. Diese findet vom 27. bis 30. April 2023 in der Messestadt statt. Mit Angela Buddecke, Annette Merklin, Carla Thompkins, Michael Busch, Ilka Sund, Katharina Menke und Ursula von Ammon kommen gleich sieben Autorinnen und Autoren aus dem Verlag in die Leipziger Messehallen. Auf dem "Forum Literatur" in Halle 5 und beim Lesefestival "Leipzig liest" stellen sie ihre Bücher vor. Der Verlag präsentiert sich in Halle 5, Stand E 400.

Ihr Roman ist "eine Hommage an das Leben", schreibt die Kritik. Und ihr Schauspieler-Kollege und Maler Stefan Kurt meint: „Angela Buddecke nimmt uns sachte bei der Hand, um uns unaufhaltsam mitzureißen – hinein in den Strudel einer Reise über sich hinaus und in den wahren Kern des Selbst. Erzählt mit viel Menschenverstand und ganz eigenem Humor. Bewegend und erleuchtend!“ Die Schauspielerin und Musik-Kabarettistin Angela Buddecke (Potsdam) wird im Forum Literatur (Halle 5, Stand 602) am Messe-Sonntag um 13.00 Uhr aus ihrem autobiografischen Romandebüt "Niemand liebt mein Leben so wie ich" lesen. Er erschien im Februar als Frühjahrsnovität im Erzählverlag.

 

Der im Jahr 2018 gegründete Verlag versteht sich als eine publizistische Plattform, die Erzählkunst und Erzählkultur für Begegnung und Austausch von Erfahrungen und Erlebnissen zu befördern sucht. Autobiografische Erzählungen, zumal entstanden nach Prozessen der Biographiearbeit, sind daher genauso im Portfolio des Verlags wie die Organisation von Erzählsalons und Kugellagergesprächen. Besonderen Augenmerk legt der Verlag auf die Bühnentexte professionell arbeitender Erzählkünstlerinnen und Sprachgestalter, die sich vor allem im Verband der Erzählerinnen und Erzähler (VEE) zusammengeschlossen haben. Sie vermitteln ihre Kunst in Kindergärten und Schulen, auf Kleinkunstbühnen oder in Pflegeheimen und Hospizen. So hat die Erzählerin, Sprachgestalterin und Übersetzerin Ursula von Ammon (Kiel) die norwegischen Märchentexte Regine Normanns (1864-1939) erstmals ins Deutsche übertragen. Diese wird sie am Messe-Sonntag um 16.00 Uhr in Halle 5, Stand E401 frei und künstlerisch erzählen. Sie erschienen 2021 in der Reihe "Der Westentaschenerzähler" des Verlags.

 

Carla Thompkins (Medebach), Michael Busch aka Peter J. Wöll (Kreis Trier) und Arno Buchheister (Braunschweig) werden sich am Messe-Samstag in einem vom Verleger Peter Amsler (Berlin) moderierten Gespräch über ihre Schreibmotivation und -erfahrungen austauschen. Die drei Autoren decken mit ihren Arbeiten unterschiedliche Genres ab: Belletristik, Sachbuch und Lyrik. Gemeinsam ist ihnen, dass sie ihre religiösen Wurzeln im Bahá'ítum haben – und im Jahr 2022 die Initiative "Bücher mit Bedeutung" mitbegründeten. Sie versammelt schreibende Bahá'í und ihre Bücher, die vor allem in kleinen, unabhängigen Verlagen oder im Selbstverlag erscheinen und damit für den Buchmarkt wenig sichtbar sind. Alle drei werden aus ihren aktuellen Büchern lesen und miteinander ins Gespräch kommen, inwieweit ihre Religionszugehörigkeit ihr Schreiben beeinflusst hat. Die Veranstaltung beginnt um 17.00 Uhr und findet im Bahá'í-Gemeindezentrum statt, Konradstraße 57, 04315 Leipzig.

 

Am gleichen Ort findet am Messe-Freitag um 19.00 Uhr eine Lesung mit der Eurythmistin Annette Merklin (Berlin) statt. In der Kindheit emotional missbraucht, über zehn Jahre schwer und bis an die Schwelle des Todes an einem akuten Tumor erkrankt, mit körperlichen und seelischen Schmerzen, stellt sie in ihrer autobiografischen Erzählung ihren Weg in die Selbstermächtigung dar. Merklins Fazit: "Es liegt in meiner Macht, ein selbstbestimmtes Leben zu führen." Es wird eine eindrucksvoll starke Frau außergewöhnlich ehrlich erzählen. Dank der praktischen Übungen im "Werkzeugkasten" des Buches stellt Annette Merklin ihre Lernerfahrungen anderen Betroffenen zur Verfügung. Ihr Bericht erschien in der "Reihe Biografie" im vergangenen Jahr. Die Dozentin und Mediatorin Gudrun Spitzl-Taschenberger urteilte: "Ein Buch wie ein Tag an der Nordsee im Winter. Rau, berührend, tief."

 

Am Messe-Samstag laden Ilka Sund und Katharina Menke (beide Berlin) zu einem Bilderbuchkino ein. Auf der Standfläche des Bundes der Freien Waldorfschulen (Halle 5, Stand E401) werden sie ihr Bilderbuch "Die Stadttaube" mit einem Bilderbuchkino präsentieren. Beide arbeiten in anthroposophischen Einrichtungen und entwickelten im vergangenen Jahr ein Kinderbuch in hochwertiger Ausstattung und einem menschenfreundlichen Plädoyer: Ilka Sund (Text) und Katharina Menke (Illustrationen) vermitteln auf 40 Seiten und in ruhiger, warmer Sprache Kindern ab 4 Jahre den Wert von Zugehörigkeit und Wertschätzung. Zu jeder Textseite fertigte Katharina Menke eindrucksvoll farbige Linolschnitte an, die Kinder zum Eintauchen und Träumen einladen.

 

Verleger Peter Amsler (Berlin) sagt zu den Aktivitäten des Verlags während der Leipziger Buchmesse: "Unabhängige, inhabergeführte Verlage haben es schwer, auf dem Buchmarkt ihre Qualitätstitel sichtbar zu halten. Dies gilt nach den Corona-Jahren mehr denn je. Der Handel agiert möglichst risikofrei: Erfolg beim Publikum bekommen Titel, die bereits so oder ähnlich Erfolg hatten. Newcomer haben es dagegen schwer, wobei hauptsächlich sie für die viel beschworene Vielfalt auf dem Buchmarkt verantwortlich sind. Sie reüssieren allenfalls in Nischen und Milieus. Umso mehr freuen mein Team und ich uns, dass die Frühjahrsmesse wieder stattfindet und unsere Autorinnen und Autoren ihre Bücher einem breiten Publikum präsentieren können. Mit Interesse nehmen wir zudem wahr, dass der Börsenverein des Deutschen Buchhandels mit der Bundesregierung über eine künftige strukturelle Förderung kulturschaffender Verlage nachdenkt, die über die bisherigen Preisausschreibungen hinausgeht. Denn auch viele kleine und unabhängige Buchverlage tragen für die kulturellen Voraussetzungen Sorge, von denen unser Staat lebt, die er aber selbst nicht schaffen kann."