Dem "flotten Albert" auf der Spur

In eine wohlhabende Unternehmerfamilie in Stuttgart hineingeboren war Konsul Albert Schwarz wie viele andere ganz Kind seiner Zeit: großbürgerlich, karrierebewusst und strebsam an den Gepflogenheiten des württembergischen Adels orientiert. Zwischen Militär und Mäzenatentum pflegte er als norwegischer Konsul und württembergischer Kommerzienrat Verbindungen zu höchsten Kreisen. Das Kurbad Mergentheim wäre ohne sein Engagement nicht so, wie es heute ist.

 

Der moderne Badebetrieb und der »flotte Albert« - die sulfatreiche Albertquelle - sowie der Milchlingsbrunnen, dessen Restaurierung und Umsetzung auf dem Marktplatz Albert Schwarz anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Entdeckung der Heilquellen und Anerkennung der Stadt als Heilbad stiftete, zeugen bis heute von seinem Einsatz für die Stadt Bad Mergentheim. Zu seinem 50-jährigen Geburtstag im Jahr 1921 wurde Konsul Albert Schwarz für seine Verdienste um die Stadt die Ehrenbürgerwürde Bad Mergentheims verliehen.

 

Großbürger, Ehrenbürger, Weltbürger

 

Und dann war Albert Schwarz seiner Zeit weit voraus. Zusammen mit seiner Frau Alice nahm er vor dem Ersten Weltkrieg den Glauben Bahá'ú'lláhs (1817-1892) an, des Stifters der Bahá'í-Religion. Als Vorsitzender der jungen deutschen Bahá'í-Gemeinde trug er mit seinem Wissen, Können und Einfluss maßgeblich zur Etablierung der Bahá'í-Religion in Deutschland bei, die heute eine Körperschaft des öffentlichen Rechts ist. Persische Bahá'í waren vielfach zu Gast im Stuttgarter Hause Schwarz genauso wie Gläubige aus dem westlichen Europa und den USA. Höhepunkt war 1913 der Besuch 'Abdu'l-Bahás (1844-1921), Sohn des Stifters und Oberhaupt der Gemeinde, in Stuttgart und Bad Mergentheim. Heute erinnert eine eigene Stele im Kurpark Bad Mergentheims an diesen Besuch.

 

Guido Ettlich stellt in seiner Lesung ausführlich das Leben dieses fast vergessenen Jahrhundertmenschen und seine Verdienste für Bad Mergentheim dar. Nebenbei entwirft der Autor detailgetreu und sachgerecht ein breites Bild der Sozial- und Kulturgeschichte des Landes Württemberg von Reichsgründung bis zum Auftreten des Nationalsozialismus. Anhand Ettlichs akribischer Recherche in den verschiedensten Archiven wird eine Welt erfahrbar, die von großer Unruhe wie von einem neuen Streben nach weltweiter Verständigung und Humanität gekennzeichnet war.

 

Datum:

23.April 2020

19:30 Uhr - 21:00 Uhr

 

Ort:

Kurhaus-Kleiner Saal

Lothar-Daiker-Straße 2

97980 Bad Mergentheim

 

Hinweis:

Aufgrund der Gesundheitskrise musste diese Veranstaltung leider kurzfristig abgesagt werden. In Kooperation mit der Kurverwaltung bemüht sich der Verlag zur gegebener Zeit um einen Ersatztermin.