Der Erzählverlag versteht sich als Plattform für eine neue Lernkultur, in der Erzählkunst und -kultur ausreichend berücksichtigt werden. Im Rahmen einer holistischen Pädagogik, die Denken, Fühlen und Handeln der Schülerinnen und Schüler gleichermaßen anspricht, sehen wir dafür den geeigneten Raum. Aus diesem Grund haben wir zusammen mit anderen das „Netzwerk Holistische Pädagogik“ gegründet. Die Mitinitiatorin des Netzwerks, Dr. Heidrun Drescher-Ochoa, schreibt programmatisch: "Bildung und Erziehung müssen endlich neu aufgestellt werden. Wir fordern: Talentförderung und Selbstentfaltung statt Wissensfabrik!" Lesen Sie hier mehr über das Programm des Netzwerks.
„Wenn wir, sagtest du, die Menschen nur nehmen, wie sie sind,
so machen wir sie schlechter. Wenn wir sie behandeln, als wären sie,
was sie sein sollten, so bringen wir sie dahin, wohin sie zu bringen sind.“
~ Johann Wolfgang von Goethe ~
von Dr. Heidrun Drescher-Ochoa
Da sind wir uns einig: Wir benötigen eine neue Schule für eine neue Zeit! Da jedoch die KI gegenwärtig die Arbeitswelt umgestaltet, können wir nicht genau vorhersagen, wohin die Reise geht. Lehrer, Eltern und Schüler wissen oft nicht, welchen Beruf sie in 15 Jahren ausüben werden. Eines ist sicher: Das Industriezeitalter gehört der Vergangenheit an. Deshalb ist ein Paradigmenwechsel in den Schulen dringend notwendig. Was ist für die Zukunft überhaupt noch relevant? Welche Inhalte sollten vermittelt werden und wie? Hier besteht dringender Handlungsbedarf.
Wie haben die Kultusministerien darauf reagiert? Arbeiten sie an neuen Curricula? Haben sie ihre Prioritäten neu gestaltet? Wir wissen, dass sie im „Dialog“ mit Technologiekonzernen stehen – zur Einführung von KI-gestützter Wissensvermittlung. Doch das Wesentliche haben sie übersehen: Eine Konstante, die zweifellos im Unterricht eine Rolle spielen wird, sind die jungen Menschen mit ihren Potenzialen! Sie sollten daher die Protagonisten sein, und ihre Selbst- sowie Potenzialentfaltung sollte das Hauptanliegen der Schule werden. Das Fachwissen sollte entsprechend auf sie ausgerichtet sein.
Warum sollte das Entdecken von Talenten nur den Eliteschulen vorbehalten sein, während weniger Begünstigte weiterhin hart arbeiten müssen? Wir wissen doch, dass dieser Wettbewerb gegen die KI von vornherein aussichtslos ist.
Von der Didaktik zur Mathetik!
Wenn die Lernenden die Protagonisten sind, muss die Pädagogik die Seiten wechseln und die „Mathetik“ mit ins Boot holen. In der neuen Lernkultur sollte dem „Homo Faber“ der „Homo Ludens“ zur Seite gestellt werden. Dabei müssen wir nicht nur das „WAS“ unserer Unterrichtsinhalte, sondern auch das „WIE“, also die Methoden, ändern. Lassen Sie uns von den Asiaten lernen und die Lernkultur sowie das Miteinander in Schulen mit der Kaizen-Philosophie der „guten Veränderung“ und dem „Lob des Fehlers“ gestalten!
Wir haben es bei der holistischen Pädagogik nicht mit einer Methode zu tun, die einfach in das bestehende System implantiert werden kann. Vielmehr handelt es sich um einen Paradigmenwechsel, der eine ganzheitliche Denkweise in der Schule, ein sinnorientiertes Lernen und Handeln fördert.
Wir möchten nicht nur die herkömmlichen Schulen durch eine lebendige Systemkultur eines „Freien Geisteslebens“ (Rudolf Steiner) ersetzen. Vor allem geht es uns darum, die innere Haltung aller Mitwirkenden in unseren Lerngemeinschaften zu verändern. Unsere Industriekultur, mit ihrem mechanistischen, newtonschen Weltbild, hat uns eine deterministische, kausal-lineare und materialistische Denkweise eingeprägt. Sie hat uns glauben lassen, es gäbe nur eine objektive Wahrheit – also ein Richtig und Falsch, harte Fakten und rationale Beziehungen. Infolgedessen sind die Akteure unseres Systems daran gewöhnt, Befehle auszuführen, Regeln zu befolgen und sich durch Noten, Erfolge und Wettbewerb voneinander abzugrenzen.
Aber unsere klassische Industriegesellschaft mit ihrem Einzelkämpfertum ist nicht mehr in der Lage, sich den komplexen Herausforderungen am Arbeitsplatz der Zukunft zu stellen. Wir brauchen vielfältig ausgebildete Talente und das „Wir“ von Teams, die der Komplexität der Aufgaben gewachsen sind. Daher sollten wir von der asiatisch inspirierten Haltung lernen und zu einer konsensorientierten Zusammenarbeit beim Lernen und Kommunizieren hinwachsen.
Bei der Gestaltung einer systemisch-evolutionären Kultur hilft eine sinnorientierte, ganzheitliche Pädagogik, die sowohl den Lernbegleitern als auch den Lernenden Unterstützung bietet, um sich in eine gute Form zu bringen. Denn für sie gilt: Die innere Welt ist die Ursache der äußeren. Der Veränderungsprozess beginnt nicht im Außen, sondern im Inneren, und zwar bei der Denkweise und der Haltung der Akteure.
Das hat zur Folge, dass Lernende und Lernbegleiter in eine gleichwürdige Beziehung treten und sich als Weggefährten betrachten.
Nicht jeder kann Lernbegleiter werden
Wie kann ein Lehrer, der mit seinen eigenen Themen und Problemen nicht im Klaren ist, der den Sinn seines Lehrerberufs nicht kennt und die Freude an der Begegnung mit jungen Menschen verloren hat, diesen speziellen jungen Menschen helfen? Der Zeitgeist verlangt von Pädagogen, dass sie angesichts der Gewohnheiten von Eltern und Jugendlichen, sich dem Spiel mit der KI zuzuwenden, einen klaren Weg finden.
Werteklarheit und Verantwortlichkeit sind entscheidend – wir sind nicht nur für das verantwortlich, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun. Wenn die KI beispielsweise als Selbstzweck, also als Wissensvermittler, betrachtet wird, breitet sich eine Nützlichkeitsmentalität aus, die materialistische Ziele im Leben und Lernen verfolgt. Diese Denkweise kann junge Menschen egoistisch und unglücklich machen. Wenn die KI jedoch als Mittel zum Zweck genutzt wird, um junge Menschen zu neuen Erfahrungen in der analogen Welt zu führen und gleichzeitig Werte wie Empathie, Wohlwollen und Güte zu fördern, stehen die Chancen gut, dass diese jungen Menschen eine freiere und glücklichere Zukunft erwartet. Not tut eine Balance zwischen Wissenserwerb und Selbstentfaltung; sie ermöglicht die Gestaltung einer humanen Gesellschaft.
Die Begegnung am Lernort mit vielen Menschen, die unterschiedliche Realitäts- und Selbstverständnisse sowie Deutungs- und Handlungsmuster mitbringen, stellt eine erhebliche Herausforderung für die Haltung des Lehrers dar. Hier sind Achtsamkeit und Geistesgegenwart in komplexen sozialen Systemen gefragt. Gelingt es, diese Haltung im Lehrenden zu verankern, so steht einem hohen Maß an Prozesskultur in einem achtsamen, systemischen Organismus auf dem Weg zu einem „neuen Wir" nichts im Wege.
Holistische Pädagogik im Erzählverlag

Heidrun Drescher-Ochoa
Schule der Achtsamkeit für Freigeister
Von der Raupe zum Schmetterling
88 Seiten, DIN A4, Klebebindung
ISBN: 978-3-947831-69-2
Artikel-Nr. 79-3169
12,00 €

Heidrun Drescher-Ochoa
Schule der Achtsamkeit für Freigeister
Change Management für den Paradigmenwechsel
68 Seiten, DIN A4, Klebebindung
ISBN: 978-3-947831-27-2
Artikel-Nr. 79-3127
12,00 €

Heidrun Drescher-Ochoa
Biographiearbeit an Schulen
Selbsterkenntnis mit Hilfe des Enneagramms
92 Seiten, DIN A4, Klebebindung
ISBN: 978-3-947831-18-0
Artikel-Nr. 79-3118
12,00 €

Dr. phil. Heidrun Drescher-Ochoa M.A. studierte Germanistik, Romanistik und Politikwissenschaft. Sie unterrichtete Deutsch und Spanisch an deutschen, argentinischen und spanischen Schulen sowie Interkulturelle Kommunikation an der Katholischen Fachhochschule und der ‚University of Applied Sciences‘ in Osnabrück. Sie ist Mentorin für ‚Logotherapie und Existenzanalyse‘, akkreditiert vom Viktor-Frankl- Institut Wien und Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Logotherapie und Existenzanalyse.